Kombatan-Lehrgang und Prüfung in Brno (Czech)

Es wird so langsam zu einer schönen Tradition, in der Vorweihnachtszeit zu unseren Kombatan-Freunden nach Tschechien zu reisen, um dort gemeinsam mit Großmeister Randy Remolin aus Italien zu trainieren. In diesem Jahr folgten Mandy, Torsten und Marko der Einladung von Guro Dan Kroupa nach Brno. Wir brachen am 22.11.2024 zu einem Wochenende aktiver Kampfkunsterfahrung auf und wurden nicht enttäuscht. Mit dem Auto ist man günstig und relativ schnell in der zweitgrößten Stadt Tschechiens und wie im vorigen Jahr, fand das Training wieder in der vertrauten historischen Turnhalle am Fuß der Festung Spilberk statt. Mandy und Torsten hatten ein ehrwürdiges Hotel in der Altstadt in dessen Restaurant wir am Abreisetag herrliche mährische Gerichte genossen. Am Anreisetag gab es leider nur noch Chips nach Küchenschluss. Marko übernachtete in einem ehemaligen Bunker des Warschauer Pakts, der heutzutage als Herberge funktioniert. Eine Erfahrung, die auch Alex bereits machen durfte und die man jedem Interessierten wärmstens ans Herz legen kann.

Das Training fand täglich in zwei Einheiten von 10:00 bis 12:00 Uhr und von 13:00 bis 15:00 Uhr statt. In den Pausen konnte man sich mit T-Shirts, Dulo-Dulos bzw. Palmsticks und originalen philippinischen Schwertern ausrüsten oder in einem der zahlreichen Restaurants der nahen Altstadt essen gehen.

Zwischen den Pausen fand intensives "Flow"-Training statt. Wir wurden an beiden Tagen knackig von Guro Dan erwärmt und angedehnt. Im Anschluss gingen wir in die Techniken. Ausgangspunkte waren stehts die grundlegenden Partnerübungen Sinawali oder Palis-Palis - generell unabhängig davon, ob wir uns mit Doppelstock, Single-Baston, Messer oder Mano Mano beschäftigten. Dadurch versetzte GM Remolin die Teilnehmer in einen leichten Sparring-Zustand und das bot ihm die Chance, uns alle für zwei sehr bedeutende Zutaten eines erfolgreichen Zweikampfes zu sensibilisieren: gute Fußarbeit und das richtige "Timing"! Insbesondere zum Zeitpunkt des Einstiegs in die Anwendungen treffen beide Zutaten aufeinander. Aus dem Fluss der Sinawali heraus eine Entscheidung treffen, ob mit der Kraft oder gegen die Kraft die Initiative im Sparring zu übernehmen – und das am besten nicht nur kopfgesteuert, sondern intrinsisch. Dabei auf den Winkel zum Opponenten und dessen gefährlicher (Waffen)-Seite achten. Auch mal die Gelegenheit für eine Finte nutzen. Den Gegenüber zu Handlungen verleiten, die einem selbst in die Karten spielen. Diese spielerische Annäherung an eine Zweikampfsituation kann kaum jemand besser vermitteln als GM Randy Remolin und dadurch führt er uns aus der starren Ausführung der Techniken nach Vorgabe heraus in ein flexibles, aber fokussiertes Geben und Nehmen. Entspannt und mit Freude reihten wir elegante Konter und Hebel aneinander, um so das Fließen in der Technikarbeit zu spüren und zu verinnerlichen. Aber zugegeben: Oft genug waren Fuß und Hand noch etwas gehemmt in ihrer perfekten Zusammenarbeit. Aber das motiviert immerhin für den nächsten Workshop.

Der zweite Trainingstag hielt ein besonders schweißtreibendes Bonbon für Mandy und Marko bereit. In der Mittagspause erhielten sie Gelegenheit zu einer Prüfung vor den Augen des Großmeisters (und den Kombatan-Freunden, die nicht zum Essen in eines der zahlreichen Restaurants der nahen Altstadt gingen). Das Muffensausen diente aber auch dem nicht unwichtigen Zweck, das Prüfungsprogramm der MAMD international vorzustellen und damit einen Einblick in die Inhalte der deutschen Lehre zu geben. Es glückte und verlief erfolgreich und war am Ende gar nicht so schlimm.

Im Resümee zum Schluß der letzten Trainingseinheit ging GM Randy Remolin noch einmal auf die Bedeutung der Zeit in der Kampfkunst ein. Für einen Kampf sind Zeit und Zeitpunkt sehr wichtig. Hat man keine Zeit, sollte man besser nicht kämpfen. Sinawali bieten ein ideales Ambiente um die Arbeit am Aktionszeitpunkt, der Ruhe in der Kampfsituation und der Konzentriertheit in den Ausführungen zu üben. Vor allem aber laden sie zur Bewegung ein. Schlagen und Blocken im unbeweglichen Stand, lässt uns die Techniken bald vergessen. Erst die Bewegung des ganzen Körpers beim Kampf, schreibt die Techniken in unsere Sehnen und Muskeln ein. Nur so können wir uns selbst in die Lage versetzen frei und fließend zu kombinieren, was immer sich im Eins-Eins für uns richtig anfühlt und nützlich erscheint. Trotz des Vergnügens in der Bewegung sollte wir aber nicht vergessen, dass wir hier eine potenziell tödliche Kampfkunst betreiben. Respekt unter Trainingspartnern und gegenüber den Praktizierenden anderer Kampfkünste sind essenziell im Kombatan. Wir lernen den Umgang mit Waffen und auch Mittel der Entwaffnung. Die Präsenz einer Waffe verändert einen Zweikampf und das Verhalten eines Gegenübers grundlegend. Das darf man als Anhänger des Kombatan-Arnis nicht unterschätzen und muss dem mit Verantwortung begegnen. Wir lernen im Kombatan grundsätzlich alle Möglichkeiten der Antwort auf eine Offensive. Es ist unsere Entscheidung auszuweichen, festzuhalten, zu entwaffnen, zu hebeln oder auch zu brechen. Sich der Konsequenzen der jeweiligen Entscheidung bewusst zu sein, das ist der Anspruch an einen Praktizierenden unserer Kampfkunst.

An diesem Wochenende haben wir einmal mehr unsere Methoden und Einstellungen erweitert, haben hervorragend gegessen und in angenehmer Gesellschaft Erfahrungen ausgetauscht. Und das alles für wenig Geld und einen überschaubaren Zeitaufwand. Ich denke es lohnt sich, daraus eine schöne Tradition werden zu lassen.


Anno
2024
Autore del testo
Marko
Nome del fotografo
Torsten Z.