Wie man sich auf einen heißen Sommer vorbereitet – Unser philippinisches Training in Österreichs

Es herrschte schönstes Badewetter, als sich die Leipziger Arnisadores Torsten, Martin, Manuel und Alexander am 3. Juni auf dem staubigen Hinterhof einer Autovermietung trafen, um die nächsten 4 Tage (4. - 7. Juni 2015) jeweils 6h lang bei rund 30°C unter freiem Himmel sportlich aktiv zu sein; nichtsahnend das die anstrengendste Einheit ganz am Ende und in einer Halle stattfinden würde. Doch dazu später mehr.
Zuerst stand eine ungefähr zehnstündige Autofahrt auf dem Programm, die uns zum Ziel, dem österreichischen Hapkido und Kombatan Sommercamp 2015 in Bleiburg/Pliberk in Kärnten bringen sollte. Diese Fahrt verlief bis auf das per Foto festgehaltenem Anbringen der österreichischen Vignette und diverser Tunnelfahrten ereignislos.
Endlich angekommen, wurden wir von den ebenfalls aus Deutschland angereisten Mitgliedern der Dojos Königslutter, Braunschweig/Rautheim und Penzberg begrüßt, sowie natürlich den österreichischen Gastgebern die wir aus Mailand (2014) und dem Leipziger Himmeplfahrtcamp 2014 kannten.
Da es durch die lange Fahrt recht spät geworden war, bezogen wir unser Zimmer, aßen noch die aufgehobenen Reste des Abendbrots und gingen dann relativ schnell schlafen, denn für den nächsten Morgen wurde ein anstrengendes und hoffentlich lehrreiches Programm erwartet, für das alle ihre Kräfte gut brauchen könnten.
Am Tag darauf begann nach gutem Frühstück auf einer großen Wiese und bei strahlendem Sonnenschein die Begrüßungszeremonie und die Vorstellung der Lehrer für das Camp sowie der Repräsentanten der einzelnen Länder durch Großmeister Walter Hubmann.
Anschließend folgte das Aufwärmtraining des schon seit dem Mailänder Camp berühmt berüchtigten Michele. Es fiel aber recht locker aus, wenn auch nicht weniger schweißtreibend als erwartet.
Um den einen oder anderen Grasfleck reicher auf der Kleidung folgte dann die erste Einheit Doppelstock, bei der so mancher aus den Fehlern von Mailand gelernt hatte und sich nunmehr vorsorglich die Hände bandagierte, oder gleich mit Handschuhen antrat. GM Ernesto Presas Junior, genannt Jan-Jan, zeigte verschiedene Varianten der Sinawalis, die einen Einblick in den Variantenreichtum dieser Trainingsmethode boten und anschließend ging es weiter mit dem Doppelstocksystem und verschiedenen Kontern. Danach folgte eine kurze Pause, ehe es bei Senior Master Randy mit dem philippinischen Messerkampf weiterging. Das wichtigste war hierbei die Aufrechterhaltung des Bewegungsflusses, oder "feel the flow", die kein stocken oder steif werden zuließ und zu einigen beachtlichen Resultaten in den 4 Tagen bei den Leipzigern führen sollte.
Anschließend folgte eine zweistündige Mittagspause um essen zu können, wieder etwas zu regenerieren und die heißesten Stunden des Tages abzuwarten, ehe es mit je einer Einheit Espada y Daga und Mano Mano weiterging. Damit waren die Grundlagen für die nächsten Tage gelegt und nachfolgende Übungen würden darauf aufbauen.
Die Abendgestaltung verlief angesichts des guten Wetters größtenteils draußen, wenn auch noch innerhalb der einzelnen Sprachgruppen, was sich erst in den folgenden Tagen ändern sollte.
Neuer Tag, neues Training, hieß es am nächsten Morgen und einigermaßen gut erholt von den Strapazen des Vortages machten alle weiter.
Nach dem Aufwärmtraining ging es mit einer Einheit Espada y Daga weiter, die diesmal die 15 Angriffsfolgen des Espada y Daga thematisierte, die schnelles lernen abverlangten, sah man sie wie einige der Teilnehmer hierbei zum ersten mal überhaupt. Doch selbst wem dies zu viel war, konnte so zumindest in eine weitere Stilrichtung des Kombatan hineinschnuppern und wird zu gegebener Zeit dies im heimischen Dojo in Ruhe gezeigt bekommen.
Weiter ging es dann in der nächsten Einheit wieder mit dem Doppelstock, wo fortgeschrittene Techniken thematisiert wurden, die bereits einiges an Stockgefühl und Gegnerkontrolle voraussetzten, wollte man sich nicht selbst die Arme verknoten. Wer wollte, konnte hier reichlich Anregungen für das heimische Training mitnehmen.
Auch die Einheiten nach der Mittagspause folgten diesem Muster, Messerkampf und Einzelstock verlangten nunmehr vielen bereits alles ab und zeigten was so alles möglich ist.
Der Abend verlief erstaunlich lebhaft und bei einem philippinischem Trinkspiel, in dem es darum ging die Stockspitze des anderen mit einem kräftigen Hieb des eigenen Stockes zu treffen, wurde die internationale Verbrüderung eingeleitet. Einige Teilnehmer sollen dabei Wasser statt Alkohol getrunken haben, was der Freude aber keinen Abbruch tat.
Der nächste Morgen sah eine Reihe unausgeschlafener Gesichter, aber die Erwärmung machte dann auch den letzten wieder munter und bereit für die erste Bo-Einheit, philippinisch Bankaw. Unter Anleitung von GM Walter Hubmann lernten die Teilnehmer den Langstock elegant um sich herum kreisen zu lassen und sich dabei zugleich zu bewegen. GM Jan-Jan zeigte dann noch verschiedene Angriffssysteme und die Blöcke darauf.
Weiter ging es dann mit den Einheiten Espada y Daga, Doppel- und Einzelstock, die ähnlich wie am Vortag wieder für die Fortgeschrittenen unter den Teilnehmern gedacht waren und allen anderen einen Blick auf ihren weiteren Weg erlaubte.
Zum Ende der Trainingseinheit rief Großmeister Ernesto Presas Jr. einen Vertreter der Teilnehmer aus Deutschland nach vorne und übergab diesem zwei Plaketten für Großmeister Wolfgang Schnur, der leider nicht mit beim Camp sein konnte. Was es mit diesen Plaketten auf sich hat könnt ihr hier nachlesen.
Der Abend brachte neben einer Wiederholung des Trinkspiels vom Vortag für einige eine schöne Abkühlung, sie nutzten die Gelegenheit und das nach wie vor wunderschöne Wetter zu einem Ausflug ins nahe gelegene Freibad.
Am letzten Tag hieß es für so manchen gleich früh Koffer packen, da die Abreise bevorstand. Die Übriggebliebenen hatten noch einmal die Gelegenheit sich mit dem Stil des Espada y Daga zu beschäftigen, ehe es schließlich zum Abschluss noch einmal richtig zur Sache ging. Eine Prüfung nach philippinischem Brauch stand an um zu überprüfen, dass tatsächlich etwas bei dem Camp gelernt worden war. Dazu versammelten sich alle in der Turnhalle, in deren Schatten sie gerade für die Nachmittagseinheiten oft gestanden hatten und wurden Anfangs in zwei Gruppen eingeteilt. Die ab zweitem Dan aufwärts und alle Anderen. Dann ging es auch schon los und verschiedenste Einzel- und Partnerübungen mussten gezeigt werden. Unterbrochen lediglich von dringend nötigen Trinkpausen, ehe man wieder zu den Stöcken griff. Auch wenn so mancher vorab behauptet hatte, er hätte nur noch 10 Sekunden Kampf in sich, so hielten doch alle die 80 Minuten währende Prüfung durch und konnten erschöpft aber glücklich die Gratulation der prüfend zugeschaut habenden Meister und Großmeister entgegennehmen.
Darauf folgte das Mittagessen und schließlich die Verabschiedung, denn für uns vier Leipziger stand nunmehr die zehnstündige Heimfahrt an, frisch geduscht nach dieser schweißtreibenden Prüfung natürlich.
Eine Stunde nach Mitternacht kamen wir in Leipzig an und waren nach all der Sonne und Anstrengung für den Rest des Sommers gegen die Hitze gefeit.


Anno
2015
Autore del testo
Alexander Bach und Manuel Lindel